Im Bereich der Finanzanalyse ist die Suche nach Indikatoren zur Bewertung der zukünftigen Börsenperformance von Unternehmen unermüdlich. Unter diesen Instrumenten erweist sich das Verhältnis EBITDA/EV (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen / Unternehmenswert) als relevanter Indikator für Investoren. Wir werden dieses Analyseinstrument und seine verschiedenen Anwendungen näher betrachten.
EBITDA/EV: Einführung in die Grundlagen
Das EBITDA/EV ist eine Kennzahl, die die Fähigkeit eines Unternehmens, operative Cashflows zu generieren, in Relation zu seinem Gesamtwert setzt. Diese Kennzahl gehört neben dem KGV oder dem Price/Book zur Familie der Bewertungsmultiplikatoren.
Die Bedeutung dieser Kennzahl liegt in ihrer Fähigkeit, einen standardisierten Überblick über die betriebliche Rentabilität eines Unternehmens zu geben, unabhängig von seiner Finanzstruktur und seiner Abschreibungspolitik.
Im Gegensatz zu anderen, traditionelleren Kennzahlen berücksichtigt das EBITDA/EV das gesamte in einem Unternehmen gebundene Kapital und bietet somit einen umfassenderen Einblick in die Bewertung des Unternehmens.
Dieser Multiple wird von Finanzanalysten besonders geschätzt, da er aussagekräftige Vergleiche zwischen Unternehmen der gleichen Branche ermöglicht, auch wenn diese unterschiedliche Finanzstrukturen aufweisen.
Die Berechnung und Interpretation der Kennzahl verstehen
Zur Berechnung des EBITDA/EV wird das EBITDA durch den Unternehmenswert (EV) geteilt. EBITDA steht für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation, während der EV der Marktkapitalisierung zuzüglich der Nettoverschuldung entspricht.
Je höher das Verhältnis, desto eher wird das Unternehmen als potenziell unterbewertet angesehen. Umgekehrt kann eine niedrige Kennzahl auf eine Überbewertung oder auf vom Markt antizipierte hohe Wachstumsaussichten hinweisen.
Die Interpretation sollte immer im Vergleich zu den Peers in der Branche erfolgen. Ein Verhältnis von 10% kann in einem reifen Sektor hervorragend, in einem schnell wachsenden Sektor jedoch schlecht sein.
Die komparativen Vorteile von EBITDA/EV
Der EBITDA/EV hat den großen Vorteil, dass er weniger anfällig für unterschiedliche Bilanzierungskonventionen in verschiedenen Ländern ist und somit internationale Vergleiche erleichtert.
Diese Kennzahl ermöglicht es auch, die Effekte der Finanzstruktur auszublenden, wodurch ein Vergleich von Unternehmen mit unterschiedlichem Verschuldungsgrad möglich wird.
Die Verwendung des EBITDA anstelle des Nettoergebnisses ermöglicht es, die Auswirkungen der Abschreibungs- und Wertminderungspolitik zu neutralisieren, die von Unternehmen zu Unternehmen erheblich variieren können.
Die Berücksichtigung des Unternehmenswerts anstelle der reinen Marktkapitalisierung bietet einen umfassenderen Einblick in den tatsächlichen Wert eines Unternehmens.
Backtest
Um die Wirksamkeit dieser Kennzahl auf dem Schweizer und dem französischen Markt zu beurteilen, habe ich einen Backtest durchgeführt, der sich von 2004 bis 2024 erstreckte. Die Aktien wurden nach ihrem EBITDA/EV vom niedrigsten bis zum höchsten Wert eingestuft und dann in Quintile eingeteilt. Ich verwendete die EBITDA-Daten der letzten 12 Monate geteilt durch den aktuellen Wert des Unternehmens. Das Verfahren wurde während des Beobachtungszeitraums jedes Jahr wiederholt, was eine gründliche Analyse der Leistung jedes Quintils ermöglichte.
Die Ergebnisse wurden angepasst, um Dividenden, Aktiensplits und andere Unternehmensereignisse zu berücksichtigen, die den Aktienwert beeinflussen können.
Im Gegensatz zu anderen bisher analysierten Kennzahlen schnitt das EBITDA/EV im Backtest im Vergleich etwas besser ab innerhalb der Wirtschaftszweige (und nicht innerhalb von Branchen). Die Sektoren stellen größere Wirtschaftseinheiten dar. Daher werde ich im Folgenden nur die Ergebnisse präsentieren, die mit dieser Methode erzielt wurden, da sie die relevanteste ist. Es ist jedoch zu beachten, dass der Unterschied zu den Industrien nicht signifikant ist.
Backtest-Ergebnisse (durchschnittliche Jahresperformance in CHF)
- in der Schweiz, bestes Quintil: 11.02% (Markt 8.36%)
- in Frankreich, bestes Quintil: 6.75% (Markt 3.06%)
Nach Unternehmensgröße :
- in der Schweiz: funktioniert nicht sehr gut für Big & Mid Caps, funktioniert hingegen gut für Small & Micro Caps (11.81%/Jahr)
- in Frankreich: dito, funktioniert nicht sehr gut für Big & Mid Caps, funktioniert dafür gut für Small & Micro Caps (7.2%/Jahr)
Lehren aus dem Backtest
- Der EBITDA/EV funktioniert auf beiden analysierten Märkten. Die Aktien mit der höchsten Bewertung schlagen den Markt.
- EBITDA/EV funktioniert besser, bei kleinen und sehr kleinen Unternehmen, sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz.
Dort Wachstum der Bruttomarge (Vergleich innerhalb der Industrien) stellt somit immer noch die beste Einzelkennzahl dar, die wir bisher in der Schweiz untersucht haben (13,4% pro Jahr für das beste Quintil). In Frankreich ist es immer noch der Dividendenrendite (innerhalb der Industrie), die mit 7%/Jahr am besten auf dem gesamten Markt funktioniert.
Abschluss
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das EBITDA/EV-Verhältnis ein interessanter Indikator für Anleger ist, die die zukünftige Börsenperformance von Unternehmen bewerten möchten. Da die Kennzahl eine eingehende Analyse der operativen Rentabilität bietet, ermöglicht sie aussagekräftige Vergleiche innerhalb einer Branche und minimiert gleichzeitig die Auswirkungen von Unterschieden in der Rechnungslegung und der Finanzstruktur. Schließlich zeigen die Ergebnisse des Backtests, dass das EBITDA/EV ein effektives Instrument sein kann, auch wenn es nicht die beste Einzelkennzahl ist, die wir bisher gesehen haben.
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