Rentiers 2.0?

Ende der 90er Jahre entdeckte ich die Anfänge des Webs und war sofort süchtig danach. Allerdings war das Internet damals viel weniger flüssig und benutzerfreundlich als heute. Irgendwie war es sogar dem Internet und den Online-Brokerdiensten zu verdanken, dass ich angefangen habe zu investieren und den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit eingeschlagen habe.

Das Internet bietet uns die Möglichkeit, überall und jederzeit Einkommen zu erzielen. Ich kann eine Reise in die Tropen machen und bei Bedarf trotzdem Wertpapiere kaufen oder verkaufen. Dank Smartphones kann ich das sogar im Liegestuhl machen und einen Cocktail schlürfen. Ebenso habe ich die Möglichkeit, mein Blog im Auge zu behalten, auf Kommentare zu antworten und sogar einen Artikel zu schreiben.

Vor den 90er Jahren, als das Internet in seiner allgemein zugänglichen Version noch nicht existierte, gab es natürlich bereits Menschen, die finanzielle Unabhängigkeit oder vollwertige Rentenversicherungen anstrebten. Aber wir können wirklich sagen, dass es seit seiner Gründung die Art und Weise, wie wir dieses Thema angehen, radikal verändert hat.

Allerdings hat das Internet nicht nur Gutes gebracht. Und irgendwo hat es uns zwar die Möglichkeit gegeben, Rentenempfänger zu werden, uns aber auch aus der Arbeitswelt verdrängt. Es begann mit E-Mails. Am Anfang war es lustig, wir bekamen nur wenige E-Mails pro Woche. Wir fanden es sogar cool, weil es schneller verarbeitet wurde als ein Brief. Doch nach und nach machten immer mehr Leute den Anfang und es ist heute keine Seltenheit, 50, 100 oder sogar mehr E-Mails pro Tag zu erhalten! Und das ist nicht gut gegen Stress.

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Und dann wurde es möglich, von zu Hause aus zu arbeiten. Es ist nicht nötig, ein Foto zu machen. Aber als ob das noch nicht genug wäre, für den Fall, dass wir weder auf der Arbeit noch zu Hause waren, sondern zum Beispiel beim Apéro, kamen Smartphones hinzu. Und das war das Ende. Keine Trennung mehr zwischen Privat- und Berufsleben.

Heute sind wir dauerhaft verbunden. Internet, soziale Netzwerke, Instant Messaging, E-Mails ... schwer zu bewältigen. Es fällt uns immer schwerer, loszulassen, zur Ruhe zu kommen, kurz gesagt, uns selbst (wieder) zu finden.

Ich habe es immer gesagt, Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist schizophren. Mit dem Internet sehen wir eine neue Seite dieser Bipolarität: Es ist das Netzwerk, das uns irgendwie zwingt, die Arbeitswelt zu verlassen, aber andererseits gibt es uns die Werkzeuge dazu.

Letztlich können wir dem Web dennoch danken: Es hat uns die Motivation und die nötigen Mittel gegeben, dem zu entkommen Rattenrennen. Auf jeden Fall sind wir 2,0-Mieter.


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